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Hyperaktiver Hund?

  • Autorenbild: Lily Kuhn
    Lily Kuhn
  • 14. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 11. Aug.

Manche Hunde wirken, als würden sie nie stillstehen: Sie rennen unermüdlich, springen an Menschen hoch, reagieren auf jedes Geräusch, ziehen an der Leine oder beißen in die Kleidung, wenn sie sich konzentrieren sollen. Für viele Halter:innen ist das belastend – für die Hunde oft auch.

Was auf den ersten Blick nach "Hyperaktivität" aussieht, hat häufig andere Ursachen: Reizüberflutung, Stress, fehlende Ruhephasen oder eine besonders sensible Entwicklung. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du deinen Hund besser verstehst – und was ihm wirklich hilft, zur Ruhe zu finden.


🧠 Was steckt hinter „Hyperaktivität“ beim Hund?

Zunächst einmal: Es gibt keine einheitliche medizinische Definition von Hyperaktivität beim Hund. Der Begriff wird in der Fachwelt unterschiedlich verwendet – und sollte immer sensibel gebraucht werden.


Viele auffällige Verhaltensweisen lassen sich besser durch folgende Faktoren erklären:

  • Entwicklung und frühe Erfahrungen (z. B. fehlende Impulskontrolle durch mangelndes Spiel mit Geschwistern)

  • hohe Reizempfindlichkeit aufgrund früher Deprivation (Reizarmut) oder Stress

  • Lernprozesse, bei denen der Hund Aufmerksamkeit durch Aktivität erhalten hat

  • Pubertät / Adoleszenz, bei der Konzentration und Frustrationstoleranz noch unausgereift sind


➡️ Wichtig zu wissen: Diese Hunde wollen sich meist gar nicht so auffällig verhalten. Sie können sich nur oft (noch) nicht anders regulieren.


🔁 Überfordert statt ungezogen

Viele Hunde, die als „hyperaktiv“ beschrieben werden, reagieren auf ganz normale Reize mit überdurchschnittlicher Aktivität – etwa:

  • Winseln, Bellen, Buddeln, wenn man sich mit ihnen beschäftigen möchte

  • Anspringen oder Beißen in Kleidung in Begrüßungssituationen

  • starkes Reagieren auf Fensterreize oder Geräusche im Haus

  • keine Ruhe im Auto, beim Tierarzt oder zu Hause

  • scheinbar unstillbarer Drang zu laufen, erkunden oder „arbeiten zu müssen“


Solches Verhalten kann Menschen schnell an die Grenzen bringen – und genau hier ist es wichtig, ruhig zu bleiben und liebevoll gegenzusteuern.


🌿 So kommt dein Hund (wieder) zur Ruhe

1. Reize reduzieren – sensorische Diät

Wenn alles zu viel ist, hilft es, Reize bewusst zu begrenzen:– Gardinen zuziehen, Musik statt Straßenlärm, kein ständiges Spielangebot.Der Alltag muss nicht spektakulär sein – im Gegenteil: Routinen, Vorhersehbarkeit und Entschleunigung geben Sicherheit.


2. Rituale fördern Entspannung

Feste Abläufe helfen dem Hund, sich zu orientieren.Beispiel: Nach dem Spaziergang gibt es immer einen Moment des Ankommens – Leine ab, ein Schluck Wasser, gemeinsam ins ruhige Zimmer, Besitzer liest ein paar Minuten, Hund legt sich hin.Diese Rituale helfen, vom „An-Modus“ in den „Aus-Modus“ zu schalten.


3. Körperarbeit & langsame Bewegung

Bewegung ist nicht per se schlecht – aber sie sollte beruhigen, nicht aufputschen.Ideal sind:

  • langsames Balancieren (z. B. auf Baumstämmen)

  • bewusstes Schnüffeln im Laub

  • Schwimmen oder tiefes Gehen im Sand

  • kleine Übungen, die das Gleichgewicht fordern


💡 Diese Form der Bewegung aktiviert das Körpergefühl – und dämpft gleichzeitig die Reizoffenheit.


4. Fokus fördern – statt „Rumhibbeln“

Ein Hund, der lernen darf, sich zu konzentrieren, entwickelt auch seine Impulskontrolle weiter.Das geht am besten mit kleinen, ruhigen Übungen:

  • Futter aus der Hand „erarbeiten“

  • gemeinsam eine ruhige Spurensuche starten

  • kurze Zielübungen (Target, Handtouch)

  • „Fokusgehen“ – in Verbindung bleiben mit dem Menschen


Wichtig: Kurz, ruhig und belohnend. Nicht jede Übung muss perfekt sitzen. Es geht um das Gefühl: „Ich kann mich regulieren – und dafür passiert etwas Gutes.“


🧠 Fundiertes Wissen: Warum Ruhe so schwerfällt

Hunde, die in der frühen Entwicklung keine Frustrationstoleranz oder Impulskontrolle aufbauen konnten, haben es schwer, in unserer Welt zu bestehen.Auch hormonelle Veränderungen in der Pubertät führen häufig zu:

  • erhöhter Reizempfindlichkeit

  • intensiver erlebten Emotionen (z. B. Frust, Spieltrieb, Angst)

  • ungenauer Bewegungskontrolle


Das Gehirn ist in dieser Phase im Umbau – Lernprozesse verlaufen langsamer, der Frontalbereich (Kontrolle) hinkt der Emotion (Amygdala) hinterher. Das ist normal – braucht aber Geduld.


❤️ Für deinen Hund – und für dich

Wenn dein Hund ständig „auf 180“ ist, ist das nicht deine Schuld. Es heißt auch nicht, dass du versagt hast.

Was du tun kannst:✅ Die Reizlage verstehen✅ Kleine Schritte einbauen✅ Entspannung belohnen, statt Aktivität zu bestrafen✅ Dir Hilfe holen, bevor du dich erschöpfst


🙋‍♀️ Ich begleite dich gern

Manche Hunde brauchen eine individuell angepasste Strategie – und du brauchst jemanden, der dir ruhig und fundiert zur Seite steht.

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