Hitzestress beim Hund
- Lily Kuhn
- 14. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Aug.
Wenn die Temperaturen steigen, sehnen wir uns nach Schatten, Eis und Abkühlung – und das gilt auch für unsere Hunde. Nur können sie sich nicht selbst so helfen wie wir. Gerade im Sommer ist es wichtig, zu verstehen, wie schnell Hunde überhitzen können und wie du frühzeitig gegensteuerst – ruhig, gelassen und mit einfachen Mitteln.
🧠 Warum Hunde so schnell überhitzen
Hunde regulieren ihre Körpertemperatur anders als wir Menschen. Schwitzen? Funktioniert bei ihnen nur minimal – über die Ballen der Pfoten. Die wichtigste „Kühlstrategie“ ist das Hecheln. Dabei verdunstet Flüssigkeit über die Zunge und die Atemwege – das entzieht dem Körper Wärme.
Doch diese Strategie hat Grenzen. Bei hoher Luftfeuchtigkeit, körperlicher Belastung oder direkter Sonne reicht das Hecheln nicht mehr aus, und die Körpertemperatur kann gefährlich ansteigen. Besonders betroffen sind:
kurzschnäuzige Rassen (Mops, Bulldogge, Boxer)
ältere oder übergewichtige Hunde
Hunde mit dunklem oder dichtem Fell
sehr aktive oder ängstliche Hunde, die schnell in Erregung geraten
Studien zeigen, dass bei Umgebungstemperaturen über 30 °C das Risiko für Hitzschlag (Hyperthermie) bei Hunden drastisch steigt – v. a. wenn Bewegung, Sonne und Stress zusammenkommen (Bruchim et al., 2006; Hall et al., 2020).
🚨 Frühwarnzeichen Hitzestress erkennen – und ruhig reagieren
Hunde zeigen oft deutliche Signale, wenn es ihnen zu heiß wird – wichtig ist, dass wir sie rechtzeitig erkennen:
starkes Hecheln, auch bei Ruhe
Unruhe oder Apathie
glasiger Blick, gerötetes Zahnfleisch
Taumeln, Erbrechen, Durchfall
flach auf dem Boden liegen, Körperkontakt vermeiden
Wenn du eines oder mehrere dieser Anzeichen bemerkst: bitte nicht in Panik verfallen. Auch dein eigener Stress kann sich auf deinen Hund übertragen. Atme durch, sprich ruhig mit ihm und handle besonnen.
🧊 Wie du deinen Hund effektiv und sanft abkühlen kannst
1. Schatten & Pause statt Bewegung: Stopp die Aktivität. Bring deinen Hund sofort in den Schatten oder ins Haus. Kein weiterer Spaziergang, kein Spielen – Ruhe ist jetzt das Wichtigste.
2. Sanfte Kühlung: Feuchte ein Handtuch mit kühlem (nicht eiskaltem!) Wasser an und lege es auf Bauch oder Pfoten. Auch nasses Gras, eine kühle Fliese oder eine Kühlmatte sind angenehm. Alternativ kannst du die Pfoten vorsichtig mit Wasser benetzen.
💡 Eiswasser oder plötzliche Kälte sind kontraproduktiv – sie verengen die Gefäße und können die Wärmeabgabe sogar hemmen.
3. Trinken ermöglichen: Biete frisches Wasser an, aber zwing ihn nicht. Viele Hunde trinken freiwillig, wenn sie sich etwas beruhigt haben. Du kannst auch etwas Nassfutter oder eine verdünnte Brühe anbieten.
4. Reize reduzieren: Sorge für eine ruhige Umgebung. Hitzestress geht oft mit allgemeiner Überreizung einher. Verdunkle Räume, reduziere Lärm, verzichte auf Besuch, Kindertrubel oder Spaziergänge mit Hundebegegnungen.
5. Nähe, wenn gewünscht: Viele Hunde suchen in solchen Momenten Körperkontakt – andere wollen lieber in Ruhe gelassen werden. Beides ist okay. Achte auf die Signale deines Hundes.
🧠 Fundiertes Wissen: Was passiert bei einem Hitzschlag?
Bei einem echten Hitzschlag steigt die Körpertemperatur über 41 °C – der Kreislauf kollabiert, Organe können geschädigt werden. Eine Studie der University of Nottingham (Hall et al., 2020) analysierte über 900 Fälle von Hitzschlag bei Hunden und stellte fest:
74 % der Fälle traten nach Bewegung bei warmem Wetter auf
Die Sterblichkeitsrate lag bei fast 50 %, wenn die Körpertemperatur über 43 °C stieg
Risikofaktoren waren: Übergewicht, hohe Außentemperatur, Alter, brachycephale Rassen
Die gute Nachricht: Hitzestress lässt sich fast immer vermeiden, wenn wir früh genug reagieren.
🌿 Sommer bedeutet nicht: Höher, schneller, weiter
Viele Hundehalter:innen denken, sie müssten ihren Hund auch im Sommer „auslasten“. Dabei ist oft das Gegenteil sinnvoll: weniger Bewegung, mehr Ruhe, mehr geistige Beschäftigung.
Hier ein paar einfache Sommerideen:
gefrorene Schleckmatten mit Frischkäse, Joghurt oder Leberwurst
Schnüffelspiele auf schattigen Wiesen oder im Wohnzimmer
Targettraining auf einer kühlen Bodenfläche
ruhige Massage-Einheiten zum Runterkommen
🙋♀️ Du darfst dir Hilfe holen
Manche Hunde reagieren bei Hitze besonders sensibel – z. B. durch Angst, Stress oder hohe Erregbarkeit. Wenn du das Gefühl hast, dein Hund kommt schwer zur Ruhe oder du weißt nicht genau, was ihm guttut:



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